Der Schiltenberg und seine Geheimnisse

Naherholungsgebiet mit Geschichte: Mystische Plätze, seltsame Fundamente  und ausgedehnte Forstwege locken nicht nur Erholungssuchende
1.921 von 2.581 Hektar der Fläche des statistischen Bezirks Ebelsberg (wozu auch Pichling und die solarCity gehören) sind Grünland. Mehr als ein Drittel davon ist Waldgebiet. Seitdem die Stadt vor fünfzehn Jahren etwa eine Million Quadratmeter am Schiltenberg um den Betrag von 7,1 Mio. Euro erworben hat, ist der überwiegende Teil des Waldbestandes von Linz Süd in öffentlichem Besitz.
Der Schiltenberg hat sich schon immer großer Beliebtheit erfreut: Seien es Spaziergänger, Jogger, Mountainbiker oder Schatzjäger, die zwischen den alten Fundamenten nach Relikten aus alter Zeit graben - hier finden alle, was sie suchen. Grund genug, um der Geschichte des Berges auf den Grund zu gehen. In zwei Teilen veröffentlicht Linz-Süd Aktuell alles Wissenswerte rund um den heutigen Naherholungsraum.
Der Schiltenberg ist eine Hochfläche von ungefähr 1,5 Quadratkilometer Flächenausdehnung, die sich östlich von Linz etwa 70 Meter über die Donau-Ebene erhebt und sich wie ein Keil weit in das Traun-Donau-Mündungsgebiet vorschiebt. An den beiden Flanken gegen Westen und gegen Osten wird der Hochrücken von tiefer gelegenen Terrassen des Traun- und Donautales begleitet. In südlicher Richtung setzt sich die Hochfläche fort und geht in das ausgedehnte Hochflächenland der Traun-Enns-Platte über. Seine Abgrenzung erfährt der Schiltenberg hier durch den tiefen Einschnitt der Autobahn und durch den Mönchgraben.
Die Traun-Enns-Platte umfaßt einen Hauptteil des oberösterreichischen Alpenvorlandes, und zwar den östlichen Teil zwischen Trauntal und Ennstal; daher der Name. Den äußersten, nordwestlichen Ausläufer dieser weiten, sanft welligen Landschaft stellt der Schiltenberg dar. Im Schiltenberg reicht die Traun-Enns-Platte als schmaler Sporn, ähnlich einer Bastei, fast unmittelbar an den Donaustrom und an das Bergland des Mühlviertels heran.
Dem Schiltenberg kommt demnach im Alpenvorland und im Donautal eine sehr markante Raumlage zu.

Seine heutige Gestalt verdankt der Schiltenberg der schrittweisen Eintiefung des Donautales und des Trauntales. In der Mündungszwiesel der beiden fließenden Gewässer blieb ein Abtragungsrest erhalten, der keilförmig in das Mündungsgebiet hineinreicht und den Höhenrücken des Schiltenbergs bildet. Im Verlaufe der Talbildung wechselten Zeiten der Eintiefung und Ausräumung mit Perioden der Aufschüttung von Flußablagerungen und neuerlich mit Phasen der Wiederausräumung. Durch das Wechselspiel von Eintiefungen der Flußsohle und Abtrag der Talflanken, von Schotterablagerungen und Talauffüllungen in Begleitung der Gletschervorstöße in den Alpen und von Wiederausräumung in den Zwischeneiszeiten wurden die Geländeformen und Talstufen geschaffen, die wir heute im Donautal und Trauntal vor uns haben.
Die Betrachtung der wechselvollen Talgeschichte muß ihren Ausgang in der jüngeren Tertiärzeit, das heißt, vor etwa 20 Millionen Jahren nehmen. Der damalige Meeresspiegel im oberösterreichischen Donauraum entspricht annähernd der heutigen Meereshöhe von 500 Metern. Es geht dies aus der Tatsache hervor, daß sich bis zu dieser Höhe am Kristallinrand Reste von marinen Molasse-Ablagerungen jener Zeit vorfinden und weiters, dass sich in dieser Höhenlage allgemein im Mühlviertel Geländeverflachungen und Einebnungen beobachten lassen, die auf Altlandformen der Tertiärzeit nahe dem damaligen Meeresspiegel hinweisen. Die Spitze des Linzer Senders auf dem Freinberg entspricht annähernd jenem Hochstand des Tertiärmeeres.
Bis zu dieser Höhe war das Donaugebiet, das anschließende Kristallin und Alpenvorland mit den marinen Molasse-Ablagerungen erfüllt.
Seit jener Zeit hat sich die Donau um rund 250 Meter eingetieft. Es entspricht dies einem Eintiefungsfortschritt von etwa 1,2 Millimetern in 100 Jahren.

Steinbrüche
Das Konglomerat- und Sandgestein des Schiltenberges wurde seit alter Zeit verwertet und in den umliegenden Bauernhäusern ist dieses im Mauerwerk heute noch sichtbar. Ein erheblicher Teil wurde zur Grundierung und Befestigung der umlaufenden Straßen und Wege genützt. Eine Anzahl alter, stark verfallener Gruben im Schiltenbergwald deuten darauf hin.
Im Hangwaldteil lag die Nöhbauer-Schottergrube, aus der bis in die sechziger Jahre Schotter entnommen worden ist. Nördlich am kleinen Diebsgraben liegt die „Hiaßensteingrube“. Löß stürzte immer mehr über ihre Ränder und deckte sie allmählich zu.
Am Nordosthang des Schiltenberges, nahe an der Ennser Straße liegt eine große verfallene Steingrube, aus der teilweise der Stein zum Bau des Stiftes St. Florian beschafft wurde. Auch haben wohl schon die Römer den Stein aus solchen Gruben im Schiltenberg für ihre Bauten um Enns benützt.
Eine vierte, verfallene Grube, mit dem Namen „Stoangruab“ liegt am Nordzipfel des Schiltenberges.
Hier ist ein sehr bewegtes Gelände (ähnlich einer „Mondlandschaft“) mit einer nur dünnen Erdschwarte und es können sich da nur Eschen erhalten. Schließlich sei noch die Huberberger-Schottergrube, am nördlichen Wiesenhang, genannt, die sich immer durch ein bemerkenswertes Insektenleben auszeichnete.

Flurnamen
Schiltenberg, Schildenberg (1826), Schellenberg (um 1810) - die Herkunft des Namens gibt Rätsel auf. Schon Clemens Beuttlers Mappe im Urbar von 1668 kennt die Bezeichnung in der heutigen Form. Eine von vielen Deutung beruht auf der einstigen Plagerei, Ross und Wagen bergan zu „schelten“. Jede Überquerung des steilen Bergs war  zweifellos eine Herausforderung für Mensch und Tier. Eigens untergestellt Pferde beim Bockwirt (Ebelsberg 42) sollten schweren Fuhrwerken Hilfsdienste leisten und vorgespannt werden. Dabei lag die Straße vor 1600 noch ungünstiger, als wir sie heute kennen. Laut dem Heimatforscher Rupertsberger suchte der Weg seinen Lauf geradewegs über den Reindlberg (siehe Karte) hinauf zum Bergrücken, um von dort über den sogenannten „Diebsgraben“ die Pichlinger Ebene zu gewinnen.
Der Flurname „Diebsgraben“ ist überhaupt bezeichnend für die waldige Gegend des Schiltenbergs. Nicht umsonst verzeichnet schon das Ebelsberger Urbar ein „Creuz unden am Schiltenberg, allwo (26.3.1667) eine Mannspersohn ermordet worden“. Diese Andachtsstätte befand sich im 17. Jahrhundert noch  nördlich der Straße, aber dürfte nicht in Zusammenhang stehen mit jenem Kreuz, das noch heute an der Bergkuppe ebenso an einen Mordfall erinnert. Der benachbarte Mönchgraben stand ohnehin stets in Verdacht, ein Schlupfwinkel für Hehler, Räuber und Mörder zu sein.

Burgfriedsgrenze
Streift man heutzutage durch den Wald, wird man da und dort noch behauene Steine und vor allem eine Säule erkennen, welche die Buchstaben „E“ und „V“ trägt. Es sind dies die Spuren einer Grenze zwischen dem Burgfried Ebelsberg und dem Landgericht Volkenstorf. Der Burgfried verfügte über ein eigenes Rechtsgefüge, doch war es auch jene Stelle, wo Kapitalverbrecher dem Landrichter zur Bestrafung übergeben wurden. Text: Andreas Reiter

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