Vom „Rösslwirt“ zum Spinnerei Design Hotel

Lange Zeit stand der verwaiste „Ebelsberger Hof“ an der Wiener Straße symbolisch für den Ort: Er hatte einst seine Blüte erlebt, war nach dem verheerenden Brand im Jänner 1979 vom Linzer „Stararchitekten“ Arthur Perotti großzügig wiederaufgebaut worden, doch schon sechs Jahre nach seiner Eröffnung 1980 schlitterte der Betrieb in den Konkurs. Der damalige Besitzer verschwand bei Nacht und Nebel. Die Firma Linz Textil erwarb die Immobilie, doch im Haus herrschte gähnende Leere. Der Durchzugsort Ebelsberg war als Hotelstandort, geschweige denn als Urlaubsdestination scheinbar unattraktiv geworden.
Doch aufgegeben hatte man den Ort nie. In den vergangenen beiden Jahrzehnten wurden einige Akzente gesetzt. Die Straßenbahn fährt nun wieder durch Ebelsberg, ein neues Pfarrzentrum entstand am Fadingerplatz, gegenüber wurde ein neues „Ortszentrum“ errichtet. Auch Dionys Lehner, Vorstandsvorsitzender der Linz Textil, nahm seine Verantwortung gegenüber dem historischen einstigen Markt wahr. 2015 nahm er Gespräche mit den Betreibern des renommierten „Hotel am Domplatz“ auf, um seine Prinzessin wachzuküssen. Der Idee folgten Taten: Gemeinsam mit den Branchengrößen Rinaldo Bortoli und Eduard Altendorfer entstand ein wirklich außergewöhnliches Projekt: Das „Spinnerei Design Hotel“. Für die Planung war das Architekturbüro 1 verantwortlich.

Gastlichkeit im alten Ebelsberg
Mit dem Spinnerei Design Hotel wird an die Gastlichkeit des alten Ebelsberg angeknüpft. Schon in früheren Zeiten labte man sich am bedeutenden Traunübergang. Während am Schloss der spätere Papst Eneas S. Piccolomini Einkehr hielt und im 15. Jahrhundert von der hiesigen Idylle schwärmte, besaß im Markt jeder Bürger das Schankrecht. Freilich wurde dieser „Wildwuchs“ bald reguliert, aber immerhin nennt das bekannte Ebelsberger Urbar von 1670 16 Häuser, auf denen das Gastgewerbe – zumindest im Nebenerwerb – ausgeübt wurde. Das war immerhin ein Fünftel des damaligen Hausbestandes!
Viele von den damaligen Gasthäusern hatten einen eigenen Bierkeller, gebraut wurde ja auch hierzuorts, daneben Pferdestallungen und Zimmer für die Durchreisenden. Eines der ersten Häuser am Platz war „Ebelsberg 2“. Das alte „Markthaus“ besaß Stallungen für 24 Pferde und einen Weinkeller für 100 Eimer. Seine Wirte waren honorige Personen und bekleideten zumindest zwei Mal in der Geschichte das angesehene Marktrichteramt.

Der Rösslwirt
Doch auch der spätere Ebelsberger Hof, Ebelsberg 36, war seit jeher eine Gaststätte.  
Sie war bereits im Jahr  1481 eine der sieben „Hofstätten“ im „Steyregger Urbar“. Das Haus hieß um 1580 „Wirt unter der Leiten“. Die spätere Bezeichnung „Zum schwarzen Rößl“ ist seit 1773 nachweisbar. Im Grundbuch von 1787 ist neben der Schank auch die Grießlergerechtigkeit angemerkt. Von 1799 bis 1894 war das Gasthaus im Besitz der Familie Wratschko und später der Familie Steyrleitner, welche im Haus gegenüber (heute Raika) eine Bäckerei führte. Zu dieser Zeit war das Gasthaus meist verpachtet. Zum Wirtshaus gehörte auch ein großer Gastgarten mit Kastanienbäumen und einem Saalettl. Dort gastierte u.a. auch einmal der Zirkus des berühmten Gottlieb Kludesky. (Übrigens wurden die 15 großen Zirkuswägen von dem Pichlinger Frächter und Gastwirt Josef Reisetbauer (heute Duschanek) dorthin befördert.)

Oft ging es auch hitzig zu, wie die Mühlviertler Nachrichten im April 1911 berichten:
„In Ebelsberg wurde am Sonntag nachts beim Rößlwirt anständig gerauft, bei welcher Gelegenheit ein in der Eisengießerei Steiniger beschäftigter Mann namens Hochmut mittelst eines Schusterkneipp arg zugerichtet wurde, so daß er in der Nacht noch ins Krankenhaus nach Linz überführt werden mußte. Der Täter, ein aus Freistadt gebürtiger Schustergeselle, wurde verhaftet. Das sind meistens solche Leute, die, statt in die Kirche zu gehen, sich stets im Wirtshause auf halten und dann über die schlechten Zeiten schimpfen.“

Zu dieser Zeit wurde das Gasthaus meist verpachtet (Johann Allerstorfer, Josef Kellerer (ab 1906) Maria Beham (ab 1911) ehe es in den Besitz des Fleischhauers und Viehgroßhändlers Karl Walchshofer kam. Seine Eltern, Franz und Barbara Walchshofer, erwarben 1878 das Haus Ebelsberg Nr. 28 (späteres Gasthaus Petersburg). 1911 erwarb Walchshofer die Fleischhauerei des Leopold Maurer (Ebelsberg Nr. 33) und eröffnete dort sein eigenes Geschäft.   
Am 16. April 1912 vermählten sich der 28-jährige Karl Walchshofer und die Tochter Klara des Bauern „Mair zu Winkel“ in  Rohrbach 34/ Gemeinde St. Florian. Neben der Fleischhauerei im Haus Ebelsberg 32 wurde auch der Gastbetrieb im „Schwarzen Rössel fortgeführt. 1914, als der Erste Weltkrieg ausbrach, wurde Tochter Theresia  und im Jahr darauf Sohn Karl geboren. Große Verluste beim Viehandel durften jedoch Karl Walchshofer in den Selbstmord getrieben haben. Am 26. Mai 1923 erhängt er sich am Dachstuhl seines Hauses.
Vorerst führte die Witwe die Fleischhauerei alleine weiter, das Gasthaus wurde wieder verpachtet. 1926 vermählt sie sich mit dem 13 Jahre jüngeren Fleischhauer aus St. Florian, Ferdinand Oberleitner.
Ihre 1914 geborene Tochter heiratete 1938 indes den Ebelsberger Gendarm Hans Hübinger. Zehn Jahr später übernahm sie das Gasthaus und baute es mit Beherbergungszimmern aus. Unter dem Namen „Hübingers Ebelsbergerhof“  lief der Betrieb über Jahrzehnte ganz gut, bis zur schicksalshaften Nacht von 14. auf 15. Jänner 1979. Funken eines Winkelschleifers dürften den Dachstuhl in Brand gesetzt haben.
Die Berufsfeuerwehr sowie die freiwilligen Feuerwehren Ebelsberg und Pichling kämpften gegen die Flammen. Wie sich einige Veteranen erinnern, hat die Wirtin nach dem Einsatz noch zur Jause gerufen. Während das Löschwasser durch die Decke der Gaststube auf die Helme tropfte, stärkten sich die Feuerwehrler bei Weißwürsten. Doch im Grunde war das der „Leichenschmaus“ für einen Hotelbetrieb, der vierzig Jahre später wieder auferstehen sollte.

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