Ein Pichlinger für den Fußball

Horst Lauss hat nach 53 Jahren an der Spitze der Union Pichling das Ehrenamt in jüngere Hände gelegt. In "seinem" Stadion wird man ihn weiterhin sehen.
Ein Leben ohne Sportplatz-Besuch ist für ihn nicht vorstellbar. Horst Lauss wird weiterhin da sein, wo er in den vergangenen Jahrzehnten sehr oft, um nicht zu sagen, fast immer anzutreffen war: auf dem Fußballplatz der Union Pichling, der seit zehn Jahren seinen Namen trägt. Das "Horst-Lauß-Stadion" bekam der seit 1968 verheiratete Vater von zwei Söhnen zu seinem 70er geschenkt. In einer "Geheimaktion" seiner sportlichen Mitstreiter im Verein. Gerechnet hätte er mit dieser Ehre niemals, erzählte er.
Jetzt ist Horst Lauss seit wenigen Wochen 80 Jahre alt – und das Alter war schon durchaus mit ein Grund, Verantwortung abzugeben. Nach 53 Jahren als Obmann zieht sich jener Mann zurück, der die Entwicklung des Vereins maßgeblich mitgeprägt hat. Er überlässt anderen das Schalten und Walten, allen voran der neuen Obfrau Susanne Weidl.
Wenn er auf der Tribüne des Fußballplatzes steht, dann strahlt er etwas aus. Ein gewisser Stolz auf das Erreichte und eine große Portion Bodenständigkeit verbinden sich in seinem Blick. Und wenn er zu erzählen beginnt, dann ist das die gesprochene Chronik eines Vereins, von dem Mitte der 1960er Jahre noch niemand etwas gehört hatte, weil es ihn schlicht und einfach noch nicht gab.
Lauss war ein "junger Hupfer", als er am 1. Jänner 1970 Obmann der Union Pichling wurde. Noch nicht ganz 27 Jahre war er alt, als selbst aktiver Handballer und auch Fußballer mit "wenigen Einsätzen in der Kampfmannschaft", aber einem Fixleiberl in der Reserve bis zu seinem 35. Lebensjahr, war er der logische Mann an der Spitze des neuen Vereins. Aber nicht von Anfang an.

Pfarrer als Geburtshelfer
Begonnen hat nämlich alles mit Johannes Paulmair, dem ehemaligen Pfarrer von Pichling. "Er ist zu mir gekommen und hat gemeint, dass wir keinen Sportverein in Pichling haben", erinnert sich Lauss. Im Süden von Linz lebten zu diesem Zeitpunkt rund 2400 Menschen, viele davon sportbegeistert, denen nur ein eigener Verein fehlte.
Ihnen konnte geholfen werden. Die beiden wurden bei Bauern in der Gegend vorstellig und erhielten bald eine Fläche für den ersten Fußballplatz. Da hatte das aus Paulmair, Rudolf Köstenbaumer und Karl Mauhart bestehende Komitee zur Gründung eines Sportvereins schon seine konstituierende Sitzung (18. April 1967) hinter sich. Der Pfarrer wurde auch der erste Obmann des neuen Vereins, der von Beginn an nicht nur eine Fußballsektion hatte, sondern auch Luftgewehrschießen, Stockschießen und Boxen. Letzteres währte nur drei Jahre lang, später kam die Tennissektion dazu. Die Vereinsfarben haben auch ihre ganz eigene Geschichte. In Pichling wohnten damals viele Voest- und Chemie-Mitarbeiter. "Der Ort war zu 85 Prozent SPÖ-dominiert, 15 Prozent waren durch die Bauern auf ÖVP-Seite. Der Bauer, der das Grundstück für den Fußballplatz frei machte, hatte nur eine Bitte: Einen ASKÖ-Verein darfst du nicht machen", erzählt Lauss und grinst. Er hielt sich daran, Union Pichling hat dafür die Vereinsfarben Rot und Schwarz im Wappen.

Ohne Zusammenarbeit wäre vieles nicht möglich gewesen, weiß Lauss heute. "Wir haben praktisch alles selbst gebaut." Nie habe es an helfenden Händen gefehlt. Übrigens: Dass der Platz in Ordnung ist, war immer Chefsache. Da kennt sich Lauss aus, wie er auch exakt über das Ausmaß des Fußballfeldes in Pichling Bescheid weiß. 106,7 Meter lang und 72 Meter breit ist der Platz und damit größer als der Rasen im neuen Linzer Stadion. Darauf ist Lauss stolz, bis heute. Sollten die Fußballer, die in der 1. Klasse Mitte als Tabellenzweiter am Samstag auswärts in Asten in die Frühjahrssaison gehen, aufsteigen, hätte der Langzeit-Obmann seine Freude. (Reini Gruber, OÖN)

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